Dienstag, 19.03.2013
Jahresbericht des Stadtbrandinspektors
MARKTREDWITZ - Im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung präsentierte Stadtbrandinspektor Harald Fleck seinen Jahresbericht über die Feuerwehren im Stadtgebiet Marktredwitz. Neben der Vorstellung eines ganzen Jahres Feuerwehrarbeit, wovon nur ein Bruchteil der Bevölkerung überhaupt bewusst wird, fand er auch klare Worte zur Tagesalarmsicherheit der Marktredwitzer Wehr: "Man sei an einem kritischen Punkt angelangt!"
Bei einem größeren Brand oder Unfall könnte es tagsüber mittlerweile zu Engpässen führen, beklagt Stadtbrandinspektor Fleck. Wegen beruflicher Belastung springen immer mehr Wehrleute ab. Auch sind einige Arbeitgeber nicht bereit, ihre Leute im Notfall freizustellen.
Von Peggy Biczysko
Marktredwitz - Wenn es brennt, ein schwerer Unfall passiert oder das Wasser kniehoch im Keller steht, ist die Feuerwehr schnell zur Stelle, um zu löschen, Verletzte aus Autowracks zu befreien oder um abzupumpen. Doch wie lange die Menschen noch auf die freiwilligen Helfer zählen können, die sich in ihrer Freizeit in brenzlige Situationen begeben, ist fraglich. Stadtbrandinspektor Harald Fleck wollte in der jüngsten Stadtratssitzung eigentlich nur seinen Jahresbericht für 2012 präsentieren. Doch mit schockierenden Zahlen belegte er, "dass unsere Möglichkeiten ausgeschöpft sind". In den vergangenen drei Jahren haben sich 40 Feuerwehrleute zurückgezogen. Und der Trend hält an.
"Die rasante negative Personalentwicklung ist hauptsächlich auf Veränderungen in der Arbeitswelt zurückzuführen", erläuterte Fleck das Dilemma, in dem die Feuerwehr steckt. Er hätte nicht geglaubt, dass der demografische Wandel so schnell bei der Marktredwitzer Wehr durchschlägt. Doch nicht allein den Nachwuchs-Mangel macht er für die "niedrigste Aktiven-Zahl" - es sind in der Großen Kreisstadt nach einem weiteren Fortgang von sechs Leuten nur noch 81 - verantwortlich. "Viele Feuerwehrler beklagen die steigende Belastung im Arbeitsalltag. Man kann es den Leuten nicht verdenken, dass ihnen dann die Motivation für Dienst und Übungen fehlt, weil sie irgendwann auch mal Erholung brauchen", kann sich Fleck in die Situation der Menschen hineinversetzen.
Doch unterm Strich sieht die Sache dann so aus: "Unsere Einsatzbereitschaft tagsüber ist mittlerweile problematisch." Der Stadtbrandinspektor verweist auf den größeren Brand vor gut einer Woche am Hammerberg, "wo wir mit Mühe und Not vier Atemschutzgeräteträger von insgesamt 30 zusammengekratzt haben". Letztlich habe er noch die Sirene zur Alarmierung mit eingesetzt, wodurch zwei weitere Atemschutzgeräteträger auf den Einsatz aufmerksam gemacht wurden. "Die Bevölkerung kriegt so was ja nicht mit, aber als ein planvolles Handeln kann man das nicht mehr bezeichnen", meint der Feuerwehr-Chef. "Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt."
Immer häufiger werde die Wehr auch zu überörtlichen Einsätzen gerufen, wie seinerzeit zum Großbrand im Kristallbad Fichtelberg. Der Marktredwitzer Wehr fehlten Atemschutzgeräteträger, "was auch die Gefahrgut-Einsätze problematisch macht". Viele der Wehrleute arbeiteten tagsüber außerhalb von Marktredwitz oder seien dienstlich unterwegs. "Und manche dürfen ihren Arbeitsplatz einfach nicht verlassen, bekommen vom Chef keine Freistellung", bedauerte Fleck. Er appellierte an alle Arbeitgeber, die Einsatzkräfte freizustellen.
Obwohl die Freiwillige Feuerwehr eifrig die Werbetrommel auch in den Schulen rührt, um Nachwuchs zu akquirieren, seien die Möglichkeiten ausgeschöpft. "Wir wollen aber nicht schwarzmalen und uns auch nicht unterkriegen lassen", versicherte Harald Fleck. "Aber es wird immer kritischer, wenn wir nichts unternehmen."